„Dabei Sein Und Ankommen Ist Alles“
Die sozialpädagogische Intervention durch Sport stellt ein wichtiges Standbein im pädagogischen Alltagsgeschäft der St. Ansgar Kinder- und Jugendhilfe dar. Denn Sport ist allen Grüblern, Denkern und Ausreden zum Trotz nicht ein Zeitvertreib für die so genannte „Jugendhilfe – Problemklientel“, sondern in erster Linie der Weg zur Erkenntnis. Alle kognitive Leistung beginnt mit Bewegung. Kinder erschließen ihre Welt über ihren Körper, werden sich ihrer selbst bewusst und entwickeln eine Idee von ihren Fähigkeiten und Grenzen, so bald sie anfangen zu krabbeln, sich aufzurichten, stehen, gehen und laufen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am „Laufprojekt St. Ansgar“ setzen sich aus den zu betreuenden Kindern und Jugendlichen der St. Ansgar Kinder- und Jugendhilfe Hildesheim als auch aus Mitarbeitern der Einrichtung zusammen.
Seit dem Jahr 1999 nimmt eine Laufgruppe des Projekts an Veranstaltungen wie z.B. dem „Deister Marathon Springe“, dem „Wedekindlauf Hildesheim“ oder dem „Adlumer Abendlauf“ teil.
Die Trainingsinhalte folgen dem Konzept der Resilienzförderung und gehen daher grundsätzlich der Frage nach, was Heranwachsende stärkt und befähigt, mit z.B. Armut, Arbeitslosigkeit, Trennung und Scheidung besser umgehen und bewältigen zu können. Resilienz steht für die psychische Widerstandsfähigkeit von Kinder und Jugendlichen gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken. Dieser Betrachtungsansatz eröffnet die Chance, nach den individuellen „Selbstkorrekturkräften“ der „Kids“ zu suchen. Besagte Förderung erfolgt hier direkt beim Kind durch die Vermittlung von Basiskompetenzen, beispielsweise dem Erlernen von Konfliktlösungsstrategien, der Eigenaktivität oder der Stärkung des Selbstwertgefühls. Aber auch auf der Beziehungsebene ist Förderung durch gezieltes Lauftraining möglich, in dem Pädagogen und Kinder in eine aktive Interaktion treten. Dem Kind wird Aufmerksamkeit geschenkt, es erfährt Wertschätzung und Würdigung der persönlichen Leistungen und Erfolgserlebnisse.
Die Kinder und Jugendlichen und deren Betreuer werden in ihren Lauftrikots mit dem unverwechselbaren St. Ansgar Logo wieder erkannt und wertgeschätzt. Zur Vorbereitung auf diese Wettkämpfe werden Trainingstermine für die bereits „erfahrenen“ Läuferinnen und Läufer hausintern im Vorfeld angeboten.
In Kooperation mit der St. Ansgar Schule wurden in den Jahren 2005 und 2006 zwei Kurse für Laufanfänger im Rahmen des Sportunterrichts mit großem Erfolg über jeweils einen Zeitraum von 10 Wochen durchgeführt und von der lokalen Presse begleitet. Neben dem Standard-Laufprogramm mit gezielten Lauf-Geheinheiten stand hier die Erfolgskontorolle der läuferischen Bemühungen im Vordergrund. Daher wurde mit der Hilfe von Fragebögen bei jedem Teilnehmer der „Vorher-Nacher-Effekt“ ermittelt. Um den Zusammenhang von Fehlernährung, mangelnder Bewegung und Übergewicht zu verdeutlichen, beinhalteten die Kurse ebenfalls eine jugendgemäße Ernährungsberatung durch eine Krankenkasse.
Für den so genannten „geistigen Überbau“ für die Mitarbeiter der Einrichtung sorgten im März 2003 eine Diskussionsveranstaltung mit Ines Cronjäger (Deutsche Meisterin im Marathon, 2004), im März 2005 ein „Schnuppertraining“ mit dem Senioren Weltmeister über 10 km, Markus Pingpank und im September 2005 eine Fortbildung zum Thema „Dauerlauf als bewegungs- /sportbezogene Maßnahme in der Erziehung und Therapie verhaltensauffälliger Kinder und Jugendlicher“ durch die Dozenten Wolfgang Schüler, Autor diverserer Publikationen auf diesem Gebiet.
Im Jahr 2008 führt das „Laufprojekt“ erstmals den „Ansgar Run“ mit allen Schülern der Ansgar Schule durch. Auf Grund der guten Resonanz und der einfühlsamen Berichterstattung der lokalen Presse beteiligten sich im Jahr 2009 auch die Augustinus Schule an den Wettkämpfen über die verschiedenen Lauf-Distanzen.
Im Jahr 2010 waren weitere Hildesheimer Schulen beim Ansgar-Run dabei und bewältigten je nach individueller Fitness die Lauf-Strecken. Dabei galt wie gewohnt das olympische Motto: „Dabei sein und ankommen ist alles“.